google und Appel – Einstieg in Mobilfunkbranche?

Die amerikanischen Unternehmen Google und Apple haben einiges gemeinsam. Sie müssen sich zum Beispiel kein bisschen anstrengen, um im Gespräch zu bleiben. Im Gegenteil: Beide Namen haben in der Technologiegemeinde einen legendenumwitterten Nimbus. Entsprechend gehört es zu den Lieblingsbeschäftigungen der Szene, über die nächsten Produkte von Apple oder Google zu spekulieren.

Die Unternehmen selbst verstehen es virtuos, dies mit demonstrativer Geheimniskrämerei über künftige Projekte anzuheizen und so die Gerüchteküche ständig am Brodeln zu halten.
Über Google hält sich ein Gerücht in jüngster Zeit besonders hartnäckig: Das Unternehmen denkt darüber nach, ein eigenes Handy auf den Markt zu bringen, hieß es in einigen Medienberichten und auf einschlägigen Technologieblogs. Google würde damit in die Fußstapfen von Apple treten, dessen Multifunktionshandy iPhone im Juni, begleitet von gewaltigem Rummel, auf den Markt kam. In der Technologiegemeinde bekam das angebliche Projekt von Google in Anlehnung an das iPhone sofort den Spitznamen “gPhone”. Google hat sich wie üblich nicht zu seinen Plänen geäußert und lässt die Branche munter weiterspekulieren.

Verlockende Aussicht
Das dürfte das spektakulärste aller Gerüchte sein, die sich derzeit um den Internetgiganten ranken. Zum einen, weil Google damit einen gewaltigen Markt aufstoßen würde, der noch dazu seit dem iPhone zusätzlichen Sexappeal bekommen hat. Zum anderen, weil dies zu Gedankenspielen einlädt, die Verbrauchern das Herz höher schlagen lassen könnten: Google ist bekannt dafür, seine Dienste wie Internetsuche oder virtuelle Weltkarten dem Verbraucher kostenlos zur Verfügung zu stellen. Geld wird stattdessen fast ausschließlich mit Werbung verdient. Was, wenn Google dieses Modell auf den Mobilfunk überträgt und werbefinanziertes Telefonieren anbietet? Vielleicht kostenlos oder zumindest deutlich billiger als bisher? Für viele Verbraucher könnte dies mit Blick auf ihre bisherigen Telefonrechnungen eine verlockende Aussicht sein. Google soll bereits Prototypen für Handys gebaut haben, wie amerikanische Medien in den vergangenen Wochen berichteten. Damit ist aber noch längst nicht klar, welche Absichten Google verfolgt. Ein Szenario ist, dass Google tatsächlich ein Handy auf den Markt bringen will, möglicherweise unter eigenem Namen. Genauso denkbar aber ist, dass Google es nur auf die Software abgesehen hat und ein Betriebssystem für Handys entwickelt. Andere Spekulationen reichen so weit, dass Google selbst zu einem Netzbetreiber werden und damit Unternehmen wie AT&T und Verizon Wireless Konkurrenz machen könnte.
Mehr Handys als Computer
Gesichert ist: Google arbeitet fieberhaft daran, sich auf den Bildschirmen von Handys breitzumachen, und macht daraus auch kein Hehl. Bislang geht es aber vor allem darum, die Suchmaschine oder andere Google-Programme auf den Handys anderer Hersteller und Netzbetreiber unterzubringen – und dann ebenso wie bisher bei den Programmen für Computer mit Werbung Geld zu verdienen.
Es lockt ein riesiger Markt, zumal es mehr Handys als Computer gibt. Das Marktforschungsinstitut Emarketer schätzt, dass die internationalen Ausgaben für Werbung auf Handys in diesem Jahr um fast 80 Prozent auf 2,8 Milliarden Dollar steigen. Bis zum Jahr 2011 rechnet Emarketer mit 16,2 Milliarden Dollar. Google-Vorstandsvorsitzender Eric Schmidt schwärmte vor einigen Monaten, Anzeigen auf dem Handy seien besonders lukrativ, weil sie noch besser auf den einzelnen Nutzer und seinen aktuellen Standort zugeschnitten werden können. Zum Beispiel in Form von Werbung für ein nahe gelegenes Restaurant.
Google würde völliges Neuland betreten
Die Mobilfunkpläne von Google beschränken sich nun aber den Gerüchten zufolge nicht mehr nur darauf, Programme auf den Handys anderer Unternehmen unterzubringen – zumal es damit nur in recht kleinen Schritten vorangeht und die Partner oft nur einige wenige Produkte von Google haben wollen. Auf dem iPhone sind zum Beispiel einige ausgewählte Programme wie die Google-Suchmaschine, der Landkartendienst Google Maps und die zu Google gehörende Videoseite Youtube zu finden. Manche Netzbetreiber wie Verizon Wireless haben sich dagegen gesträubt, die Google-Suche in ihre Handys zu integrieren. Würde Google ein Handy herstellen oder sogar ein Netz betreiben, könnte das Unternehmen selbst die Konfiguration kontrollieren.
Trotzdem wäre es ein großer und gewagter Sprung: Google würde völliges Neuland betreten und müsste viel Geld investieren. Überdies sind im Mobilfunkgeschäft nicht annähernd so üppige Margen zu erzielen, wie sie Google bislang gewohnt ist. Im vergangenen Jahr schaffte das Unternehmen bei einem Umsatz von 10,6 Milliarden Dollar einen Nettogewinn von 3,1 Milliarden Dollar.
Google heizt die Gerüchte an
Das Unternehmen hat indessen den Gerüchten mit seinen eigenen Handlungen zusätzliche Nahrung gegeben: So kündigte Google an, womöglich bei einer Versteigerung von Mobilfunklizenzen in Amerika Anfang kommenden Jahres mitzubieten. Branchenbeobachter fragten sich verblüfft, was Google bei einer Mobilfunkauktion inmitten von Netzbetreibern wie AT&T und Verizon will – wenn nicht zu einem großen Schlag im Mobilfunk ausholen.
Andererseits haben sich auch schon viele Spekulationen über Google wieder zerschlagen. So kursierten in der Branche vor ein paar Jahren Gerüchte, wonach Google einen eigenen Personalcomputer herausbringen will. Daraus ist nie etwas geworden, und heute spricht kaum jemand mehr darüber. Auch wenn sich Gerüchte am Ende als gegenstandslos erweisen: Google dürfte sich wenig daran stören. Schließlich tragen sie weiter zur Legendenbildung um das Unternehmen bei.

(Quelle faz.net)

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